Großes Blutbild richtig lesen
Für ein großes Blutbild wird neben einem kleinen Blutbild auch noch ein sogenanntes Differentialblutbild erstellt. Hier werden die drei Untergruppen der Leukozyten – die Granulozyten, die Monozyten und die Lymphozyten – genauer untersucht. Die Granulozyten können wiederum in eosinophile, basophile und neutrophile (stabkernige und segmentkernige) Granulozyten unterteilt werden. Ein großes Blutbild kommt beispielsweise dann zum Einsatz, wenn die Art einer Infektion oder etwa einer Leukämie-Form genauer bestimmt werden soll. Welche Blutwerte des großen Blutbilds sind normal und was bedeuten sie?
Normwerte beim großen Blutbild
Das große Blutbild umfasst zunächst alle Werte, die auch im kleinen Blutbild enthalten sind. Konkret sind das:
- Erythrozyten
- Leukozyten
- Thrombozyten
- Hämoglobin
- Hämatokrit
- MCV
- MCH
- MCHC
Welche Blutwerte im kleinen Blutbild normal sind und was sie bedeuten, erfahren Sie in diesem Artikel.
Die folgende Übersicht bietet Ihnen zusätzlich einen Überblick über die Normwerte des Differentialblutbildes bei einer großen Blutuntersuchung:
Blutwerte | Männer | Frauen |
Stabkernige Granulozyten | 150 - 400/µl | 150 - 400/µl |
---|---|---|
Segmentkernige Granulozyten | 3.000 - 5.800/µl | 3.000 - 5.800/µl |
Eosinophile Granulozyten | unter 500/µl | unter 500/µl |
Basophile Granulozyten | unter 100 µl | unter 100 µl |
Lymphozyten | 1.000 - 3.600/µl | 1.000 - 3.600/µl |
Monozyten | 200 - 800/µl | 200 - 800/µl |
Weichen Ihre Laborwerte von diesen Normalwerten ab, kann das zahlreiche Ursachen haben – es muss nicht automatisch bedeuten, dass mit Ihrem Körper etwas nicht stimmt. Im Folgenden stellen wir Ihnen einige der möglichen Gründe für erhöhte oder zu niedrige Blutwerte vor. Liegen Ihre Werte nicht im Normalbereich, sollten Sie dies mit Ihrem*Ihrer behandelnden Arzt*Ärztin besprechen, da solche Abweichungen zwar wichtige Hinweise liefern können, jedoch immer im Gesamtbild interpretiert werden sollten.
Granulozyten
Je nachdem, welcher Granulozytenwert im Blut erhöht oder zu niedrig ist, kann dies auf unterschiedliche Erkrankungen hindeuten. Im Folgenden finden Sie eine Übersicht über mögliche Ursachen.
Neutrophile Granulozyten
Stabkernige und segmentkernige Granulozyten werden gemeinsam als neutrophile Granulozyten (Abkürzung: NEU oder NEUTRO) bezeichnet – hierbei handelt es sich um die unreife und die reife Form der neutrophilen Granulozyten.
Das kann es bedeuten, wenn die Werte der stabkernigen oder segmentkernigen Granulozyten erhöht oder zu niedrig sind:
Stabkernige Granulozyten:
- Wert zu hoch: akute Infektionen mit Bakterien und abakterielle Entzündungen (etwa eine Dickdarmentzündung), nach einer Chemo- oder Strahlentherapie, Verbrennungen, Vergiftungen, akute Erkrankungen des Herzens, Azidose (Übersäuerung), körperliche Belastung, Blutungen, Schwangerschaft, bestimmte Krebsarten wie Leukämie, Schilddrüsenüberfunktion, Hämolyse
- Wert zu niedrig: Schädigung des Knochenmarks, vermindertes Zellwachstum der Leukozyten, etwa bei Neugeborenen oder älteren Menschen oder infolge von Alkoholmissbrauch, bestimmte Medikamente, etwa Antibiotika, oder bei einer Chemotherapie
Segmentkernige Granulozyten:
- Wert zu hoch: Stress, Entzündungen, körperliche Belastung, Azidose, Vergiftungen, gestörte Zellproduktion im Knochenmark, etwa durch Anämie (Blutarmut, zum Beispiel infolge von Folsäuremangel), Strahlen- oder Chemotherapie
- Wert zu niedrig: bestimmte Infektionen wie Masern, Mumps, Typhus, Windpocken, Röteln oder Malaria, megaloblastäre und myelophthisische Anämie, Therapie mit Zytostatika (Chemotherapie) oder Strahlentherapie, angeborener Mangel
Auch durch Medikamente wie Glukokortikoide, die Einnahme von hormonellen Verhütungsmitteln, Epinephrin oder Lithium können die neutrophilen Granulozyten erhöht sein. Weitere Gründe für zu niedrige Werte sind beispielsweise eine Leberzirrhose oder die Autoimmunerkrankung Lupus erythematodes.
Eosinophile Granulozyten
Zu hohe oder zu niedrige Werte bei den eosinophilen Granulozyten (EOS) können beispielsweise folgende Ursachen haben:
- Wert zu hoch: Infektionen mit Würmern oder anderen Parasiten, bestimmte Krebsarten, Hautkrankheiten wie Psoriasis, allergische Erkrankungen wie Asthma oder Heuschnupfen, Autoimmunerkrankungen, Einnahme von Medikamenten wie Acetylsalicylsäure oder Penicillin
- Wert zu niedrig: akute Infektionen wie Blutvergiftung (Sepsis), Entzündung des Bauchfells, Lungenentzündung oder Typhus, Stress, Therapie mit Kortikoiden, Cushing-Syndrom, Knochenmarksschäden
Basophile Granulozyten
Erhöhte oder zu niedrige Basophile (BAS oder BASO) können unter anderem diese Gründe haben:
- Wert zu hoch: Chronisch-myeloische Leukämie (CML), Polycythaemia vera, Allergien, Schilddrüsenunterfunktion
- Wert zu niedrig: tritt nur auf, wenn der Gesamt-Leukozyten-Wert erniedrigt ist, etwa bei starken Infektionen beziehungsweise Entzündungen oder allergischen Hautreaktionen
Lymphozyten
Die Abkürzung für Lymphozyten im Laborbericht lautet LYM oder LYMPHO. Ein erhöhter Lymphozyten-Wert im Blut kann verschiedene Ursachen haben. Unter anderem kommen bestimmte bakterielle oder virale Infektionen, Krebsarten wie Leukämie, die Autoimmunkrankheit Sarkoidose und eine Schilddrüsenüberfunktion infrage.
Für einen niedrigen Lymphozyten-Wert können beispielsweise die Einnahme bestimmter Medikamente, Krebsarten wie Morbus Hodgkin, eine Harnvergiftung, das Cushing-Syndrom und die Autoimmunerkrankung Lupus erythematodes verantwortlich sein.
Monozyten
Die Monozyten werden auch mit MON oder MONO abgekürzt. Sind die Monozyten erhöht, deutet dies auf eine Infektion mit Bakterien, Viren oder Parasiten hin. Zudem kann der Blutwert aber auch durch bestimmte Krebsarten, eine Herzinnenhautentzündung, chronische Krankheiten wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa sowie Sarkoidose ansteigen. Doch auch Stress kann dahinterstecken, wenn der Wert zu hoch ist.
Ein niedriger Monozyten-Wert tritt in der Regel nur bei einer Verminderung des Gesamt-Leukozyten-Wertes auf. Dann können zum Beispiel Schäden des Knochenmarks oder Immunerkrankungen dahinterstecken.