Minoxidil gegen Haarausfall: Wirkung & Nebenwirkungen
Der Wirkstoff Minoxidil gehört zur Wirkstoffklasse der Antihypertensiva. Wirkstoffe, die zu dieser Klasse gehören, haben allesamt eine blutdrucksenkende Wirkung. Minoxidil wird heutzutage allerdings in erster Linie gegen erblich bedingten Haarausfall (androgenetische Alopezie) eingesetzt. Durch den Wirkstoff kann der Haarausfall verlangsamt oder gestoppt werden. In einigen Fällen kann sogar das Wachstum der Kopf- sowie Barthaare stimuliert werden. Wie bei jedem anderen Wirkstoff sind aber auch bei Minoxidil Nebenwirkungen zu beachten. Im Folgenden erfahren Sie, welche Wirkung und Nebenwirkungen Minoxidil haben kann.
Minoxidil: Wirkung gegen Haarausfall
Produkte mit dem Wirkstoff Minoxidil werden in erster Linie für die Behandlung von erblich bedingtem Haarausfall bei Männern und Frauen eingesetzt. Je nach Geschlecht variiert die Dosierung des Wirkstoffes: Bei Frauen werden in der Regel mit 20 Milligramm niedriger dosierte Produkte verwendet als bei Männern mit 50 Milligramm. Minoxidil scheint besonders bei Männern zwischen 18 und 49 Jahren Wirkung zu zeigen.
Bei Männern wird Minoxidil bei erblich bedingtem Haarausfall im Tonsurbereich angewendet. Dabei sollten die kahlen Flächen jedoch nicht größer als zehn Zentimeter sein. Je kleiner der betroffene Bereich ist, umso bessere Ergebnisse können in der Regel erzielt werden. Ob sich auch Geheimratsecken durch Minoxidil zurückdrängen lassen, darüber gibt es noch keine gesicherten Erkenntnisse. Bislang wird die Verwendung nur am Hinterkopf empfohlen. Bei Frauen kann durch Minoxidil ein erblich bedingter Haarausfall im Scheitelbereich aufgehalten werden.
Neben dem Wachstum des Haupthaares soll sich durch den Wirkstoff angeblich auch der Bartwuchs stimulieren lassen. Durch die regelmäßige Anwendung soll der Bart wieder kräftiger nachwachsen und kleinere Lücken im Bart sollen geschlossen werden. Wissenschaftliche Studien stehen hierzu allerdings noch aus.
Erblich bedingter Haarausfall lässt sich durch die Anwendung von Minoxidil in etwa 70 bis 80 Prozent der Fälle aufhalten. Bei etwa 30 Prozent der Betroffenen stellt sich ein erneuter Haarwuchs ein, der allerdings nur bei zehn Prozent der Betroffenen zu einem befriedigenden Ergebnis führt. Allerdings besteht das Ziel der Behandlung auch in erster Linie darin, den Haarausfall zu verlangsamen oder zu stoppen und nicht in einer Stimulation des Haarwachstums.
Minoxidil senkt den Blutdruck
Minoxidil wird jedoch nicht nur zur Therapie von Haarausfall, sondern auch als blutdrucksenkendes Mittel eingesetzt. Zur Behandlung von Bluthochdruck wird der Wirkstoff allerdings nur dann verschrieben, wenn die Behandlung mit anderen Medikamenten nicht anschlägt. Dies ist darauf zurückzuführen, dass Minoxidil, wenn es oral eingenommen wird, zahlreiche Nebenwirkungen haben kann.
Deswegen wird der Wirkstoff erst bei therapieresistentem Bluthochdruck eingesetzt. Therapieresistent bedeutet, dass die maximale Dosis anderer blutdrucksenkender Medikamente auch in Dreifach-Kombination keinen ausreichenden Erfolg gezeigt haben.
Der Wirkstoff sorgt dafür, dass sich die Blutgefäße erweitern. Dies geschieht dadurch, dass er zu einer Erschlaffung der glatten Muskulatur der Blutgefäße führt. Durch die erweiterten Gefäße wird das Blut mit weniger Druck durch die Gefäße gepumpt und der Blutdruck sinkt.
So wirkt Minoxidil auf die Haare
Für das Wachstum der Haare ist die Durchblutung der Gefäße rund um die Haarwurzel herum entscheidend. Wie genau sich Minoxidil auf unsere Haare auswirkt, ist noch nicht abschließend geklärt. Es wird jedoch vermutet, dass sich durch die Anwendung die Blutgefäße am unteren Ende der Haarwurzel erweitern und durch die verbesserte Durchblutung das Haar wird wieder besser mit Blut und Nährstoffen versorgt werden kann.
Daneben soll durch Minoxidil aber auch die DNA-Synthese in den Haarzellen angeregt werden. Dies sorgt dafür, dass die Zellteilungsrate steigt und das Haar kräftiger nachwächst als zuvor, wodurch der Haarwuchs voller erscheint.
Anwendung von Minoxidil
Mioxidil findet sich in verschiedenen Mittel gegen Haarausfall, unter anderem Regaine®. Wird Minoxidil zur Behandlung von erblich bedingtem Haarausfall angewendet, wird der Wirkstoff in Form einer Lösung (Haarwasser) oder eines Schaumes auf die Kopfhaut aufgetragen und leicht einmassiert. Dabei ist es wichtig, dass der Wirkstoff direkt auf die Kopfhaut und nicht auf die Haare aufgetragen wird.
Bei der Anwendung sollte darauf geachtet werden, dass die Tinktur nicht mit den Augen oder den Schleimhäuten in Kontakt kommt. Zudem sollte die Einnahme des Mittels stets von einem Arzt überwacht werden. Produkte zur Behandlung von Haarausfall können rezeptfrei in jeder Apotheke gekauft werden.
Wer das Mittel verwenden möchte, braucht Geduld, den die Wirkung setzt erst nach längerer Zeit ein: Ist die Behandlung mit Minoxidil erfolgreich, stellen sich nach etwa drei bis vier Monaten erste Erfolge ein. Bis zum Erreichen des optimalen Ergebnisses dauert es etwa ein Jahr. Wird die Anwendung abgebrochen, kann es passieren, dass nach drei bis vier Monaten der Haarausfall erneut einsetzt.
Wird der Wirkstoff zur Behandlung von Bluthochdruck eingesetzt, wird der Wirkstoff oral eingenommen. Die genaue Dosierung von Minoxidil sollte immer mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden. In der Regel wird die Dosis so lange gesteigert, bis eine Blutdrucksenkung eintritt oder die zulässige Höchstdosis erreicht wird. Bei der Einnahme sollte beachtet werden, dass Minoxidil normalerweise nur in Kombination mit einem Betablocker oder einem Diuretikum verwendet werden sollte.
Nebenwirkungen von Minoxidil
Wird Minoxidil zur Behandlung von Haarausfall eingesetzt, ist die am häufigsten auftretende Nebenwirkung ein Juckreiz auf der Kopfhaut. Dies ist darauf zurückzuführen, dass in der verwendeten Lösung Alkohol enthalten ist, der die Kopfhaut austrocknet. Dies kann eine Schuppenbildung und Rötungen zur Folge haben. Neben Schuppen kann es auch passieren, dass sich auf der Kopfhaut Akne bildet.
Haarausfall kein schlechtes Zeichen
Zu Beginn der Behandlung kann es außerdem zu einem verstärkten Haarausfall kommen – allerdings muss dies kein schlechtes Zeichen sein, denn das Mittel setzt eher auf Langzeitwirkung. Wird Minoxidil langfristig und regelmäßig verwendet, wird es dadurch nämlich möglich, dass die Haare kräftiger nachwachsen können.
All diese Nebenwirkungen treten lediglich bei einer äußerlichen Anwendung von Minoxidil auf. Treten schwere Hautreaktionen auf, sollte das Medikament abgesetzt werden.
Folgen einer Überdosierung bei oraler Einnahme
Wird Minoxidil in großen Mengen eingenommen, können ein niedriger Blutdruck, Kopfschmerzen und Herzrasen auftreten. Ebenso kann es zu einem Kribbeln in den Händen, den Füßen oder im Gesicht kommen. In seltenen Fällen können durch die Einnahme von Minoxidil auch folgende Nebenwirkungen auftreten:
Kontraindikatoren: Wann sollte man Minoxidil nicht verwenden?
Unter bestimmten Umständen dürfen Produkte mit dem Wirkstoff Minoxidil nicht eingenommen werden. So ist die Anwendung von Minoxidil beispielsweise während der Schwangerschaft und der Stillzeit verboten. Bei Kindern sollte der Wirkstoff nur unter ärztlicher Aufsicht angewendet und nicht äußerlich aufgetragen werden.
Daneben darf Minoxidil auch nicht eingenommen werden, wenn
- eine Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff vorliegt.
- jemand ein Phäochromozytom hat. Unter einem Phäochromozytom ist ein Tumor zu verstehen, der in 85 Prozent aller Fälle im Nebennierenmark lokalisiert ist. Denn durch die Gabe von Minoxidil kann die Ausschüttung von Katecholaminen wie Adrenalin und Noradrenalin aus dem Tumorgewebe gefördert werden.
- eine pulmonale Hypertonie vorliegt, die auf einen Herzklappenfehler (Mitralklappenstenose) zurückzuführen ist.
- nur ein leichter Bluthochdruck vorliegt.
Bei Patienten, die einen Herzinfarkt erlitten haben, darf Minoxidil erst dann angewendet werden, wenn der Zustand des Patienten stabil ist.
Wird Minoxidil zur Behandlung von erblich bedingtem Haarausfall verwendet, darf der Wirkstoff nicht eingesetzt werden, wenn:
- plötzlicher oder ungleichmäßiger Haarausfall auftritt.
- andere Arzneimittel auf der Kopfhaut angewendet werden.
- Haarausfall im Schläfenbereich vorliegt.
Wechselwirkungen mit Minoxidil
Wechselwirkungen mit Minoxidil können bei der gleichzeitigen Einnahme von Guanethidin oder Bethanidin sowie Alpha-Rezeptorenblockern auftreten. In der Folge kann es zu einem sehr starken und schnellen Abfall des Blutdruckes kommen. Ebenso kann auch die gleichzeitige Einnahme von Neuroleptika zu einem verstärkten Blutdruckabfall führen.
Werden gleichzeitig Betha-Rezeptorenblocker eingenommen, kann dies eine verstärkte Aktivität der Hormone, die den Blutdruck regulieren, zur Folge haben. Zudem ist durch die zeitgleiche Einnahme von Diuretika und Minoxidil ein vermehrter Wasser- und Mineralstoffverlust möglich.