Linsen mit Phosphor (Phosphat)
© Getty Images/Aleksandr Zubkov

Phosphor & Phosphat: Lebensmittel, Wirkung & Mangel

Von: Dagmar Reiche (Ärztin und Medizinautorin), Jasmin Rauch (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 02.06.2023

Phosphor erfüllt im Körper zahlreiche wichtige Funktionen. Der Mineralstoff liegt am häufigsten in Form von Phosphat vor, welches ein (natürlicher oder zugesetzter) Bestandteil zahlreicher Lebensmittel ist. Welche Wirkung hat Phosphor im menschlichen Körper, wie hoch ist der Tagesbedarf und in welchen Nahrungsmitteln ist der Mineralstoff enthalten? Welcher Phosphatwert im Blut ist normal und was sollte man zu einem Mangel oder einer Überdosierung wissen? Das erfahren Sie in diesem Artikel!

Was ist Phosphor?

Phosphor ist ein wichtiger Mineralstoff, der in der Natur nur in Form von chemischen Verbindungen vorkommt. Dann findet man ihn beispielsweise in Mineralien oder in Lebensmitteln. Genau genommen liegt Phosphor auch im Körper nicht in seiner reinen Form vor, sondern in Verbindung mit anderen Stoffen. Die wichtigste dieser Phosphorverbindungen ist das Phosphat, eine Mischung aus Phosphor und Sauerstoff. Daneben spielt Phosphor auch als Phosphodiesterbindungen sowie in Form von Phosphatresten im Körper eine Rolle. Phosphat ist nicht nur in Lebensmitteln enthalten, sondern findet beispielsweise auch als Dünger für Pflanzen Verwendung.

Wirkung: Was macht Phosphor im Körper?

Phosphor wird für den Aufbau der Zellwände benötigt und ist als Bestandteil der Nukleinsäuren in der Erbsubstanz (DNA) mitverantwortlich für deren Struktur. Eine weitere Funktion ist die als Puffer im Säure-Basen-Haushalt – er hilft dabei, den pH-Wert des Blutes zu stabilisieren.

Die Menge an Phosphor (größtenteils in Form von Phosphat) im Körper liegt bei etwa 600 bis 700 Gramm, etwa 90 Prozent davon sind in den Knochen gebunden. Ausgeschieden wird Phosphor vor allem über den Urin, weniger über den Stuhl. Phosphor steht in enger Verbindung mit Calcium: Bei einem Calciummangel im Blut schüttet die Nebenschilddrüse ein Hormon (Parathormon) aus, dass Calcium aus dem Knochen löst. Gleichzeitig wird dann auch Phosphor freigesetzt.

Tagesbedarf an Phosphor

Die empfohlene Tagesdosis Phosphor liegt bei Erwachsenen bei 700 Milligramm. Dieser Bedarf kann bei gesunden Personen leicht über die normale Ernährung gedeckt werden. Schwangere sollten etwa 800 Milligramm täglich über die Nahrung zu sich nehmen.

Lebensmittel: Wo ist Phosphor enthalten?

Phosphor kommt nahezu in allen Lebensmitteln vor, allerdings ausschließlich in Form von Phosphat. Gute Quellen für Phosphat sind insbesondere eiweißhaltige Produkte, wie Nüsse, Hülsenfrüchte oder Fleisch.

Darüber hinaus wird Phosphat bei einigen Lebensmitteln künstlich zugesetzt. Dabei erfüllt es verschiedene Funktionen: Als Schmelzsalz in Käse sorgt es für die besonders cremige Konsistenz als Säuerungsmittel (dann in Form von Phosphorsäure) in Softdrinks wie Cola für den besonderen Geschmack und in Wurst- oder Backwaren als Antioxidationsmittel für längere Haltbarkeit.

Im Folgenden ist beispielhaft der Phosphatgehalt einiger Lebensmittel pro 100 Gramm aufgeführt:

  • Linsen: 412 Milligramm
  • Erdnüsse: 372 Milligramm
  • Haselnüsse: 333 Milligramm
  • Salami: 280 Milligramm
  • Bratwurst: 272 Milligramm
  • Lachs: 266 Milligramm
  • Hering: 250 Milligramm
  • Eier: 216 Milligramm
  • Camembert: 210 Milligramm
  • Milch: 90 Milligramm
  • Blattspinat: 55 Milligramm
  • Erdbeeren: 22 Milligramm

Phosphat im Blut: Welcher Wert ist normal?

Da Phosphor im Körper größtenteils in Form von Phosphat vorliegt, wird dieser Wert auch genutzt, um einen Mangel oder eine Überdosierung von Phosphor zu diagnostizieren.

Der Normalwert bei erwachsenen Männern und Frauen liegt zwischen 0,84 Millimol und 1,45 Millimol pro Liter Blut. Bei Kindern und Jugendlichen liegen die Werte entsprechend höher.

Da der Phosphatstoffwechsel und der Calciumstoffwechsel in engen Zusammenhang stehen, werden bei Verdacht auf einen Phosphatmangel oder -überschuss immer beide Blutwerte bestimmt.

Phosphatwert im Urin

Alternativ zum Blutwert kann bei Verdacht auf einen Phosphatmangel oder einen Überschuss auch der Urin untersucht werden. Dabei muss die betroffene Person 24 Stunden lang ihren Urin sammeln. Anschließend wird aus diesem eine Probe entnommen und analysiert. Der normale Phosphatspiegel liegt bei Erwachsenen zwischen 16 und 58 mmol/24 h.

Phosphatmangel erkennen

Phosphat ist in praktisch jedem Nahrungsmittel vorhanden, sodass Mangelerscheinungen bei einer ausgewogenen Ernährung bei Erwachsenen kaum zu erwarten sind. Bei einem Phosphatmangel, auch Hypophosphatämie genannt, kommt es zu Müdigkeit, Muskelschwäche und Übelkeit. Auch Herzrhythmusstörungen können auftreten.

Bei schwerem Phosphatmangel kann es zu Krampfanfällen und sogar zum Koma kommen. Zudem ist die Mineralisation der Knochen bei einem Mangel an Phosphat gestört, sodass es langfristig zu einer Knochenerweichung und damit zu einem höheren Risiko von Knochenbrüchen kommen kann. Bei Kindern spricht man in diesem Fall von Rachitis.

Am ehesten kann ein Phosphatmangel bei künstlicher Ernährung auftreten. Weitere Ursachen sind unter anderem chronische Magen-Darm-Erkrankungen, Störungen der Nierenfunktion, eine Überfunktion der Nebenschilddrüsen und ein Vitamin-D-Mangel. Auch bestimmte Medikamente, wie Antazida, die die Bildung von Magensäure hemmen, können einen Mangel begünstigen.

Phosphat zu hoch: Ursachen und Symptome

Normalerweise scheidet der Körper über die Niere überflüssigen Phosphor mit dem Urin aus. Zu einer Hyperphosphatämie, also einem zu hohen Phosphatspiegel im Blut, kommt es bei Nierenfunktionsstörungen, einer Unterfunktion der Nebenschilddrüsen (Hypoparathyreoidismus) oder einer Vitamin-D-Vergiftung.

Dass eine sehr hohe Phosphorzufuhr bei gleichzeitig niedriger Calciumzufuhr zu Störungen des Knochenaufbaus führt, wird heute nicht mehr vermutet. Generell kann die Zufuhr von Phosphat über Medikamente (beispielsweise um bei künstlicher Ernährung einem Mangel vorzubeugen) bei zu hoher Dosierung aber eine Hyperphosphatämie auslösen.

Symptome eines Überschusses an Phosphat sind:

  • Zuckungen der Gesichtsmuskulatur
  • schmerzhafte Krämpfe
  • eine gestörte Sensibilität (beispielsweise vermindertes oder übersteigertes Schmerzempfinden

Langfristig können auch ein zu hoher oder zu niedriger Calciumspiegel sowie eine Verkalkung der Weichteile (beispielsweise von Sehnen und Herzklappen) auftreten.

Ob eine gesteigerte Aufnahme von Phosphat über die Nahrung bei Kindern zur Entstehung eines Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndroms (ADHS) beitragen kann, ist umstritten. In keinem Fall sollten Kinder aber aus diesem Grund strenge Diäten einhalten, um phosphatreiche Lebensmittel zu vermeiden. Denn solche Einschränkungen können schnell zu einem Nährstoffmangel führen.

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Phosphatarme Ernährung bei Erkrankungen

Bei bestimmten Nierenerkrankungen sowie einer Unterfunktion der Nebenschilddrüsen besteht ein Phosphat-Überschuss. Dann kann es notwendig sein, bestimmte Ernährungsregeln einzuhalten, um den Gehalt von Phosphat im Blut natürlich zu senken.

Da Phosphat in sehr vielen Lebensmitteln enthalten ist, sollte ärztliche Rücksprache gehalten werden, um eine Mangelernährung durch den Verzicht auf zu viele Nahrungsmittel zu vermeiden. Generell empfiehlt es sich, auf Lebensmittel mit zugesetztem Phosphat, wie Cola oder Schmelzkäse, weitestgehend zu verzichten.

Erkennbar ist Phosphat als Lebensmittelzusatzstoff in der Zutatenliste an folgenden Abkürzungen:

  • E322
  • E338 bis E341
  • E343
  • E450a bis E450c
  • E540
  • E543 bis E544

Auch Leitungswasser kann Phosphat zugesetzt werden, wenn das Wasser eine hohe Wasserhärte aufweist. Dann dient der Stoff dazu, die Wasserhärte zu reduzieren und Kalkablagerungen zu vermeiden. Analysen zum Phosphatgehalt des Trink- und Abwassers können meist bei der zuständigen Stadt oder Gemeinde angefordert werden.

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Vorsicht vor weißem Phosphor

Reiner Phosphor kann künstlich gewonnen werden. Dann spricht man von weißem, rotem, violettem oder schwarzem Phosphor.

Weißer Phosphor wurde früher als Bestandteil von Munition verwendet. Als Überbleibsel von Munitionsresten findet man ihn heute noch an deutschen Stränden. Optisch kann der Phosphor mit Bernstein verwechselt werden. Diese Verwechslung ist aber gefährlich, da sich der Mineralstoff selbst entzündet, wenn er trocknet. Trägt man ihn beispielsweise in der Hand oder Hosentasche, können dann schwere Verbrennungen die Folge sein.

Zudem ist weißer Phosphor extrem giftig. Wird er beispielsweise durch Kleinkinder verschluckt, kann er unter anderem schwere Herz- und Leberschäden verursachen.

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