Vitamin B1-reiche Sonnenblumenkerne
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Vitamin B1: Wirkung von Thiamin

Von: Kathrin Mehner (Medizinredakteurin), Jasmin Rauch (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 01.06.2022

Vitamin B1, auch Thiamin genannt, ist ein wasserlösliches Vitamin, das im Körper besonders für die Funktion des Nervensystems eine entscheidende Rolle spielt. Wird zu wenig Vitamin B1 aufgenommen, tritt ein Vitamin-B1-Mangel auf, der im Körper gravierende Störungen zur Folge haben kann. An welchen Symptomen erkennt man einen Mangel, ist auch eine Überdosierung von Vitamin B1 möglich und mit welchen Lebensmitteln lässt sich der Tagesbedarf an Vitamin B1 decken?

Wirkung von Vitamin B1

Vitamin B1 nimmt im Körper entscheidenden Einfluss auf das zentrale sowie das periphere Nervensystem. Hier ist es vor allem für die Erregungsübertragung zwischen Nerv und Muskulatur von Bedeutung: Vitamin B1 beeinflusst die Neurotransmitter GABA und Serotonin und fungiert als Antagonist von Acetylcholin. Auch am Stoffwechsel einiger Neurotransmitter ist Vitamin B1 beteiligt.

Zudem spielt es eine wichtige Rolle bei der Regeneration des Nervensystems nach Erkrankungen oder Traumen. Durch seinen starken Einfluss auf die Funktion des Nervensystem wirkt sich ein Mangel an Vitamin B1 deshalb auch auf die Psyche aus.

Daneben ist Vitamin B1 als Coenzym an der Gewinnung von Energie aus der Nahrung beteiligt. Deswegen kann ein Vitamin-B1-Mangel insbesondere im Kohlenhydratstoffwechsel für schwere Störungen sorgen.

Vitamin-B1-Mangel: Symptome

Ein leichter Mangel an Vitamin B1 kann häufiger vorkommen. Insbesondere die Psyche kann durch einen Vitamin-B1-Mangel beeinflusst werden Typische Symptome bei leichtem Vitamin-B1-Mangel sind:

Liegt ein schwerer Vitamin-B1-Mangel vor, können starke zentralnervöse Störungen wie Hautkribbeln, Lähmungserscheinungen sowie Sensibilitäts- und Hirnfunktionsstörungen auftreten. Zudem kann es zu einem Absinken des pH-Wertes im Blut kommen (metabolische Azidose), der ein Versagen des Herzens zur Folge haben kann.

Krankheitsbild Beriberi

Liegt über einen längeren Zeitraum ein schwerer Vitamin-B1-Mangel vor, kann dies zu dem als Beriberi bekannten Krankheitsbild führen. Diese Folge eines Vitamin-B1-Mangels tritt heute aufgrund von Mangelernährung vor allem noch in Entwicklungsländern auf. Bei Beriberi kommt es neben den oben bereits genannten Symptomen zusätzlich noch zu Beschwerden wie einer Herzmuskelschwäche, Ödemen oder starken Depressionen.

Charakteristisches Symptom der Vitaminmangelerkrankung ist jedoch ein Skelettmuskelschwund, der zunächst zu einem Brennen an den Füßen und dann besonders an den Beinen zu einer deutlichen Funktionseinschränkung führt. Durch den Muskelschwund wird den Betroffenen das Gehen stark erschwert. Auch Rumpf- oder Armmuskulatur können betroffen sein.

Grundsätzlich werden bei Beriberi zwei verschiedene Formen unterschieden:

  • Trockene Beriberi beschreibt die neurologisch betonte Form des Vitamin-B1-Mangels, bei der überwiegend neurologische Störungen auftreten. Dazu zählen beispielsweise Muskelschwäche, Reflexstörungen und Empfindungsstörungen.
  • Feuchte Beriberi beschreibt die ödematöse Form des Vitaminmangels, bei der häufig Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems auftreten.

Vitamin-B1-Mangel: Ursachen und Prävention

Wird dem Körper über einen Zeitraum von zwei Wochen kein Vitamin B1 zugeführt, sind die im Körper gespeicherten Reserven bereits zu 50 Prozent entleert. Nach spätestens 40 Tagen sind die Vitamin-B1-Vorräte dann komplett aufgebraucht – der Mensch ist also auf eine regelmäßige Zufuhr von Vitamin B1 angewiesen.

Häufigste Ursache für einen Vitamin-B1-Mangel ist eine Fehlernährung und/oder ein Alkoholmissbrauch, der in der Folge zu einem Korsakow-Syndrom oder einer Wernicke-Enzephalopathie führen kann. Aber auch durch Stress, Rauchen, Leistungssport, die Einnahme der Anti-Baby-Pille sowie durch eine Schwangerschaft steigt das Risiko für einen Vitamin-B1-Mangel deutlich an.

Um einem Vitamin-B1-Mangel vorzubeugen, sollten Sie neben einer gesunden Ernährung auch die folgenden Aspekte berücksichtigen:

  • Säurebindende Medikamente, Schwefel als Konservierungsmittel, schwarzer Tee, Kaffee und Alkohol vermindern die Absorption von Vitamin B1.
  • Alkohol fördert zudem den Abbau von Vitamin B1 im Körper.
  • Häufiges Erbrechen, beispielsweise in der Schwangerschaft oder im Rahmen einer Infektion, kann einen Vitamin-B1-Mangel verursachen.
  • Auch starkes Schwitzen kann einen Vitamin-B1-Mangel auslösen.

Dass erhöhter Zuckerkonsum einen Vitamin-B1-Mangel auslösen kann, gilt mittlerweile als widerlegt. Dennoch sollte sich im Rahmen einer gesunden Ernährung der Zuckerkonsum in Maßen halten.

Überdosierung von Vitamin B1

Eine Überdosierung von Vitamin B1 ist über die Aufnahme von Lebensmitteln nicht möglich, da überflüssiges Vitamin B1 über die Nieren wieder ausgeschieden wird. Zudem kann der Körper über den Verdauungstrakt nur kleine Mengen an Vitamin B1 aufnehmen. Somit kann eine Überdosierung nur durch die Injektion einer hohen Dosis – etwa die hundertfache Tagesdosis – hervorgerufen werden.

Bei einer Überdosierung kann es zu einer allergischen Reaktion sowie Kopfschmerzen, Krämpfen, Hitzegefühl, Übelkeit und Herzrhythmusstörungen kommen. Um einer Überdosierung vorzubeugen, sollte Vitamin B1 nur oral und nicht über eine Infusion oder eine Spritze zugeführt werden.

Vitamin B1 in Lebensmitteln

    Da Vitamin B1 durch den Körper nicht über längere Zeiträume gespeichert werden kann, sollte es im Idealfall täglich über die Nahrung aufgenommen werden. Besonders viel Vitamin B1 enthalten dabei Sojabohnen, Pinienkerne, Sonnenblumenkerne oder Haferflocken.

    Ebenfalls größere Mengen an Vitamin B1 sind in Lebensmitteln wie Vollkornmehl, Schweinefleisch und Lachs sowie in Hülsenfrüchten, Milchprodukten und Kartoffeln enthalten. Durch eine gesunde, ausgewogene Ernährung lässt sich ein Vitamin-B1-Mangel in der Regel leicht vermeiden.

    Bei der Zubereitung der Lebensmittel sollten Sie daran denken, dass Vitamin B1 wasserlöslich ist und somit beim Kochen ein Teil des Vitamins ins Kochwasser übergeht. Da Vitamin B1 auch äußerst hitzeempfindlich ist, sollten Lebensmittel mit Vitamin B1 möglichst schonend zubereitet werden. Eine Ausnahme bildet roher Fisch, da dieser das Enzym Thiaminase enthält, welches Vitamin B1 im Körper zerstört.

    Tagesbedarf an Vitamin B1

    Der Tagesbedarf an Vitamin B1 ist abhängig von der Energiezufuhr und damit von Alter und Geschlecht der jeweiligen Person. Eine erwachsene Frau sollte täglich 1 Milligramm Thiamin zu sich nehmen, bei Männern schwankt der Bedarf je nach Alter zwischen 1,1 und 1,3 Milligramm.

    Durch Stress, die Einnahme der Anti-Baby-Pille, Alkoholismus sowie während der Schwangerschaft und der Stillzeit kann der Bedarf leicht erhöht sein.

    Die ungefähre Tagesdosis an Vitamin B1 kann beispielsweise über die Aufnahme eines der folgenden Lebensmittel gedeckt werden:

    • 50 Gramm Sonnenblumenkerne
    • 100 Gramm Schweinefleisch
    • 200 Gramm Haferflocken
    • 200 Gramm Naturreis
    • 200 Gramm Sojabohnen
    • 300 Gramm Scholle oder Thunfisch
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    Vitamin-B1-Präparate

    Thiamin kann bei einer ausgewogenen Ernährung problemlos in ausreichender Menge über Lebensmittel aufgenommen werden. Eine Zufuhr über Vitamin-B1-Präparate ist also in der Regel nicht notwendig.

    Eine Überdosierung von Vitamin B1 ist auch durch die Einnahme von Präparaten normalerweise nicht möglich, da dieses über die Nieren ausgeschieden wird. Daher gibt es auch keine festgelegte Höchstmenge für Vitamin B1 in Nahrungsergänzungsmitteln.

    Vitamin B12, B1 und B6 bei Erkrankungen?

    Personen mit Diabetes leiden aufgrund von Störungen im Stoffwechsel häufig an Vitamin-B1-Mangel, da sie dieses in höherem Anteil über die Nieren ausscheiden. Zur Behandlung einer diabetischen Neuropathie wird deshalb das Provitamin Benfotiamin eingesetzt, eine Vorstufe von Vitamin B1. Dieses kann vom Körper besser verarbeitet werden.

    Wegen ihrer neuroregenerativen Wirkung soll bei Nervenentzündungen oder Erkrankungen der Skelettmuskulatur eine Kombination aus den Vitaminen B12, B1 und B6 gegen die Beschwerden helfen.

    Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie rät aktuell allerdings von einem Einsatz von Vitamin B1 bei Neuropathie ab, da ein Nutzen bisher nicht wissenschaftlich belegt ist.

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