Vitamin B6 in Avocado
© juraj varga

Vitamin B6 (Pyridoxin)

Von: Kathrin Mehner (Medizinredakteurin), Silke Schwertel (geb. Hamann) (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 01.06.2022

Vitamin B6 – auch Pyridoxin genannt – ist ein wasserlösliches Vitamin und gehört zur Gruppe der B-Vitamine. Genau genommen umfasst der Begriff Vitamin B6 gleich drei Substanzen, nämlich Pyridoxol, Pyridoxal und Pyridoxamin. Vitamin B6 muss dem Körper von außen zugeführt werden, allerdings ist es in vielen Lebensmitteln enthalten, sodass ein Vitamin-B6-Mangel nur selten auftritt. Dennoch wird das Vitamin häufig in Nahrungsergänzungsmitteln für Menschen angeboten, die viel Sport treiben. Wer hat tatsächlich einen erhöhten Bedarf an Vitamin B6? Welche Wirkung hat das Vitamin und wie gefährlich ist eine Überdosierung? Das und mehr lesen Sie hier.

Wirkung: Wofür benötigen wir Vitamin B6?

Vitamin B6 ist im Körper entscheidend am Aufbau und Umbau von Eiweißen beteiligt. Es stellt ein wichtiges Coenzym für den Stoffwechsel der Aminosäuren dar. Coenzyme sorgen als Bestandteil von Enzymen gemeinsam mit diesen dafür, dass biochemische Reaktionen schneller ablaufen.

Beim Aminosäurestoffwechsel werden Aminosäuren in körpereigene Stoffe umgewandelt. Dazu gehören unter anderem die Botenstoffe Serotonin, Histamin und Dopamin. Während Histamin bei allergischen Reaktionen des Körpers eine Rolle spielt, sind Serotonin und Dopamin für das Empfinden von Glücksgefühlen von Bedeutung. Zudem wird Vitamin B6 als Coenzym für den Abbau der Aminosäure Homocystein benötigt.

Ebenso wie am Aminosäurestoffwechsel ist Vitamin B6 auch am Stoffwechsel des zentralen Nervensystems beteiligt. Darüber hinaus spielt dieses Vitamin auch bei der Bildung von Hämoglobin – dem roten Blutfarbstoff – und Gallensäure eine wichtige Rolle. Zudem ist es unverzichtbar für die Immunabwehr.

Schließlich ist Vitamin B6 auch für das Wachstum und die Entwicklung unseres Körpers von Bedeutung. Deswegen ist während der Schwangerschaft neben einer ausreichenden Versorgung mit Folsäure und Vitamin B12 auch auf eine genügend hohe Dosierung von Vitamin B6 zu achten.

Therapeutischer Einsatz von Vitamin B6

Vitamin B6 wird vor allem zur Behandlung von Hautkrankheiten sowie von Übelkeit eingesetzt. Bei Übelkeit während der Schwangerschaft wird meist eine tägliche Dosis von etwa 20 Milligramm empfohlen, bei Reiseübelkeit kann die Dosis auch höher liegen. Ebenso wird Vitamin B6 eine Linderung der Beschwerden beim prämenstruellen Syndrom (PMS) sowie beim Karpaltunnelsyndrom zugeschrieben. Darüber hinaus kann Vitamin B6 auch zur Stärkung des Immunsystems, bei Konzentrationsschwäche oder Lernstörungen sowie bei Schlafstörungen, Albträumen oder Depressionen eingenommen werden.

Generell sollte Vitamin B6 zu therapeutischen Zwecken aber erst nach ärztlicher Rücksprache verwendet werden, denn zu hoch gewählte Dosierungen können zu einem Vitamin-B6-Überschuss führen, der Nervenschäden zur Folge haben kann.

Tagesbedarf an Vitamin B6

Der tägliche Bedarf an Vitamin B6 liegt für Erwachsene und Jugendliche ab 15 Jahren bei 1,4 Milligramm (Frauen) beziehungsweise 1,6 Milligramm (Männer). Kinder und jüngere Jugendliche haben einen niedrigeren Tagesbedarf. In der Schwangerschaft und Stillzeit ist der Bedarf erhöht und liegt zwischen 1,5 und 1,8 Milligramm am Tag – am höchsten ist er im zweiten und dritten Trimester einer Schwangerschaft.

Da Vitamin B6 vor allem für den Aminosäurestoffwechsel von Bedeutung ist, ist der tägliche Bedarf allerdings stark von der Zufuhr an Proteinen abhängig. Je mehr Proteine aufgenommen werden, desto mehr Vitamin B6 wird benötigt. So haben beispielsweise Menschen, die Kraftsport betreiben, einen erhöhten Bedarf an Vitamin B6. Daneben benötigen aber auch Frauen, die die Antibabypille einnehmen, mehr Vitamin B6.

Lebensmittel mit Vitamin B6

Vitamin B6 kommt in vielen tierischen und pflanzlichen Lebensmitteln vor – besonders viel Vitamin B6 steckt in Innereien, bestimmten Fischsorten und Vollkornprodukten. Diese Lebensmittel enthalten besonders viel Vitamin B6 (Angaben pro 100 Gramm):

  • Rinderleber: 0,96 Milligramm
  • Vollkornreis: 0,4 Milligramm
  • Kalbfleisch: 0,4 Milligramm
  • Bananen: 0,36 Milligramm
  • Sojabohnen: 0,2 Milligramm
  • Haferflocken: 0,16 Milligramm

Daneben sind auch Milchprodukte, Fisch (besonders Lachs, Sardinen, Hering und Makrelen), Geflügel und Schweinefleisch sowie Nüsse (vor allem Walnüsse) und Avocados gute Vitamin-B6-Lieferanten. Auch verschiedene Gemüsesorten, wie Kartoffeln, Kohl, Linsen oder grünen Bohnen, enthalten Vitamin B6.

Wie hoch der Vitamin-B6-Gehalt im jeweiligen Lebensmittel tatsächlich ist, hängt auch stark von dessen Zubereitung ab. So gehen beim Kochen oder Braten von Fleisch etwa 30 Prozent des ursprünglichen Vitamin-B6-Gehaltes verloren. Bei eingefrorenen Lebensmitteln kann der Verlust sogar bis zu 50 Prozent betragen. Auch direktes Sonnenlicht während der Lagerung kann einen Verlust des Vitamins begünstigen.

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Vitamin-B6-Mangel

Ein Mangel an Vitamin B6 kann gravierende Folgen haben, denn Vitamin B6 ist im Körper an der Bildung vieler weiterer Stoffe beteiligt. So kann ein Vitamin-B6-Mangel eine Reihe weiterer Mangelerscheinungen zur Folge haben.

Da Vitamin B6 in vielen Lebensmitteln enthalten ist, kommt ein Mangel an dem Vitamin allerdings nur relativ selten vor. Besonders betroffen von einem solchen Mangel sind Personen, die bestimmte Medikamente, wie beispielsweise Antidepressiva, krampflösende Mittel gegen Epilepsie oder Tuberkulosemedikamente, einnehmen. Auch eine sehr hohe Eiweißaufnahme, Alkoholabhängigkeit, eine generelle Mangelernährung oder ein erhöhter Bedarf (etwa am Ende einer Schwangerschaft) kann einen Vitamin-B6-Mangel begünstigen.

Symptome eines Mangels an Vitamin B6 erkennen

Bereits durch einen leichten Mangel an Vitamin B6 kann es zu folgenden Symptomen kommen:

  • Akne
  • entzündlichen Veränderungen der Mundwinkel (Mundwinkelrhagaden)
  • Hautveränderungen im Bereich von Nase, Mund und Augen (seborrhoische Dermatitis)
  • Müdigkeit und Leistungsschwäche
  • Magen-Darmbeschwerden wie Durchfall, aber auch Übelkeit und Erbrechen
  • erhöhte Anfälligkeit für Infekte
  • Wachstumsstörungen
  • Lichtempfindlichkeit
  • Krämpfe

Bei Frauen können sich durch einen Vitamin-B6-Mangel außerdem die Menstruationsbeschwerden verstärken.

Liegt ein starker Vitamin-B6-Mangel vor, kann es zu Funktionsstörungen der Leber sowie des Nervensystems kommen. Zudem können wichtige Mineralstoffe wie beispielsweise Magnesium, Eisen oder Kalzium nicht mehr vom Körper verwertet werden. Auch eine Blutarmut (Anämie) kann die Folge sein.

Mithilfe einer Blutuntersuchung lässt sich feststellen, ob ein Mangel oder eine Überdosierung vorliegt. Als Referenzwert gilt ein Bereich von 8,7 bis 27,2 µg/l (Mikrogramm pro Liter).

Überdosierung von Vitamin B6

Auch zu viel Vitamin B6 kann schädlich sein. Werden über einen längeren Zeitraum hohe Dosen an Vitamin B6 eingenommen, kann es zu einer Überdosierung kommen. Eine chronische Überdosierung kann auf natürlichem Weg – sprich durch Nahrungsaufnahme – nicht erreicht werden, sondern nur durch die Einnahme von zu hoch dosierten Nahrungsergänzungsmitteln, wie sie beispielsweise als Tabletten oder Pulver erhältlich sind.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfiehlt als Richtwert für eine zusätzliche Zufuhr von Vitamin B6 über Nahrungsergänzungsmittel eine Höchstmenge von 3,5 Milligramm pro Tag. Insgesamt (also einschließlich der über die Nahrung aufgenommenen Mengen) sollten Erwachsene eine Zufuhr von 25 Milligramm täglich nicht überschreiten, bei Jugendlichen gelten je nach Körpergewicht Höchstgrenzen von 5 bis 20 Milligramm.

Da ein Mangel an Vitamin B6 äußerst selten auftritt, eine übermäßige Zufuhr jedoch gefährliche Nebenwirkungen haben kann, wird in der Regel von einer Einnahme entsprechender Nahrungsergänzungsmittel abgeraten, sofern die Einnahme nicht ärztlich empfohlen wird.

Symptome und Folgen einer Überdosierung von Vitamin B6

Als Folge einer langfristigen Überdosierung von Vitamin B6 können mit der Zeit Nervenschäden auftreten. Diese machen sich beispielsweise durch folgende Symptome bemerkbar:

  • Lähmungserscheinungen
  • Probleme beim Laufen
  • Reflexausfälle
  • Störungen des Temperatursinns
  • Gefühlslosigkeit oder Missempfindungen in den Extremitäten
  • entzündlichen Reaktion der Haut (Dermatitis)
  • Überempfindlichkeit gegenüber Sonnenlicht

Bei Symptomen einer Überdosierung von Vitamin B6 sollte man ärztlichen Rat suchen und etwaige eingenommene Nahrungsergänzungsmittel mit Vitamin B6 absetzen. Nach dem Absetzen der Präparate wird das Vitamin langsam abgebaut. Symptome des Überschusses lassen dann langsam nach, können vereinzelt jedoch bestehen bleiben.

Zu viel Vitamin B6 kann darüber hinaus die Wirkung von Medikamenten verringern, beispielsweise von Levodopa, einem Mittel bei Parkinson, sowie bei stillenden Frauen die Milchproduktion beeinträchtigen.

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