Prostataentzündung: Symptome & Behandlung der Prostatitis
Die Prostataentzündung (auch Prostatitis genannt) ist eine häufige Erkrankung. Im Gegensatz zur Prostatavergrößerung sind davon auch jüngere Männer vermehrt betroffen: Das Durchschnittsalter liegt bei 42 Jahren. Eine entzündete Prostata kann sehr schmerzhaft sein und die Behandlung ist mitunter langwierig. Erfahren Sie hier mehr zum akuten und chronischen Verlauf, zu den typischen Symptomen und zur Therapie. Außerdem geben wir Ihnen einige Tipps und Hausmittel an die Hand, mit denen Beschwerden gelindert werden können.
Prostataentzündung: Was ist das Prostatitissyndrom?
Die kastaniengroße Prostata (auch Vorsteherdrüse genannt) gehört zu den inneren Geschlechtsorganen des Mannes. Sie produziert die Samenflüssigkeit und trägt zur Spermabildung, zum Verschluss von Harnblase und Samenwegen sowie zum Hormonstoffwechsel bei. Wie jedes andere Organ kann sich auch die Prostata entzünden, insbesondere da sie eine direkte Verbindung zur Harnröhre besitzt, wodurch Erreger von Außen leichter eindringen können. Schätzungen zufolge sind zwei bis zehn Prozent aller Männer von der Erkrankung betroffen.
Von der Prostatitis gibt es verschiedene Formen, die unter dem Begriff Prostatitissyndrom zusammengefasst werden:
- akute bakterielle Prostatitis (ABP): Eine akute bakterielle Prostataentzündung kann sich entwickeln, wenn Bakterien über die Harnröhre in die Prostata gelangen. Selten wandern Erreger auch über die Blut- oder Lymphbahnen ein. Die ABP tritt sehr häufig zusammen mit Infektionen des Harntrakts auf: Bei Harnwegsinfekten mit Fieber ist in etwa 85 Prozent aller Fälle auch die Prostata mitbetroffen.
- chronische bakterielle Prostatitis (CBP): Von einer chronischen bakteriellen Prostataentzündung spricht man, wenn die bakterielle Infektion nach drei Monaten noch nicht abgeklungen ist.
- chronische Prostatitis (CP): Die chronische abakterielle Prostataentzündung macht 90 Prozent aller Fälle aus. Sie wird noch einmal unterteilt in eine entzündliche und nicht-entzündliche Form. Bei der entzündlichen Variante sind beispielsweise erhöhte Entzündungsparameter im Urin oder Ejakulat vorhanden, jedoch werden keine Bakterien gefunden oder sie sind im Labor nicht nachweisbar. Bei der nicht-entzündlichen Variante sind keinerlei Entzündungszeichen oder Bakterien vorhanden, es treten aber trotzdem Beschwerden auf. Man nennt beide Erkrankungen auch chronisches Schmerzsyndrom im kleinen Becken oder chronisches Beckenschmerzsyndrom (englisch Chronic Pelvic Pain Syndrome = CPPS). Auch für diese Diagnose müssen die Symptome mindestens drei Monate bestehen.
- asymptomatische entzündliche Prostatitis: Bei einer asymptomatischen Prostataentzündung liegt zwar eine nachweisbare Entzündung vor, aber es sind keine Beschwerden vorhanden.
Prostataentzündung: Symptome
Abgesehen von der asymptomatischen Variante sind alle Formen einer Prostatitis mehr oder weniger schmerzhaft. Je nachdem, um welche Form es sich handelt, kommen weitere Beschwerden in unterschiedlicher Schwere hinzu.
Symptome einer akuten Prostataentzündung
Typisch für die akute Form sind Symptome, die denen einer Blasenentzündung ähneln. Dazu gehören häufiger und schmerzhafter Harndrang sowie erschwertes Wasserlassen. Außerdem können Blut im Urin und Schmerzen im Dammbereich, beim Stuhlgang, an Penis und Hoden, in der Leiste sowie am Rücken auftreten. Die Patienten haben häufig grippeähnliche Symptome mit Fieber, Schüttelfrost und einem allgemeinen, starken Krankheitsgefühl. Als schwere, aber seltene Komplikationen sind ein Prostataabszess, ein Harnstau mit einer möglichen Nierenschädigung als Folge sowie eine Sepsis (umgangssprachlich Blutvergiftung) möglich.
Symptome bei chronischen Formen der Prostataentzündung
Auch bei der chronischen Prostatitis treten Beschwerden beim Wasserlassen und ziehende, stechende oder auch dumpfe Schmerzen im Bereich von Harnblase, After, Damm oder Becken auf, die in den Rücken ausstrahlen können. Die Symptome sind allerdings meist weniger stark ausgeprägt als beim akuten Krankheitsbild. Durch Blutbeimengungen können Sperma oder Urin bräunlich verfärbt sein. Fieber und Schüttelfrost treten in der Regel nicht auf. Über 90 Prozent der Betroffenen klagen über Schmerzen beim oder nach dem Samenerguss, was zu Erektionsstörungen und Libidoverlust führen kann.
Die chronische Symptomatik kann den Alltag stark einschränken und sich über die körperlichen Beschwerden hinaus auf die psychische Gesundheit bis hin zu Depressionen auswirken.
Welche Ursachen hat eine Prostataentzündung?
So kompliziert die Bezeichnungen sind, so vielfältig sind die zugrundeliegenden Ursachen einer Prostatitis.
Ursachen einer bakteriellen Prostataentzündung
Eine bakterielle Prostatitis wird meistens von dem Darmbakterium Escherichia coli verursacht. Weitere Bakterien wie Pseudomonas aeruginosa oder Mykoplasmen sowie Erreger von Geschlechtskrankheiten wie Chlamydien und Gonokokken können ebenfalls eine Prostatainfektion hervorrufen
Die Erreger können über die Harnröhre in die Prostata gelangen. Sehr oft lösen sie zunächst eine Blasenentzündung aus. Wird diese nicht schnell genug behandelt oder besteht eine geschwächte Immunabwehr, kann sich die Entzündung auf die Prostata ausbreiten.
Verschiedene Faktoren können dazu beitragen, dass sich in manchen Fällen aus einer akuten eine chronische bakterielle Prostatitis entwickelt, wobei die genauen Ursachen noch unklar sind. Diese Risikofaktoren scheinen dabei eine Rolle zu spielen:
- eine verengte Harnröhre
- eine vorhandene Vorhaut
- das Tragen eines Blasenkatheters
- eine gutartige Prostatavergrößerung
- häufige Harnwegsinfekte
- sexuell übertragbare Krankheiten wie das humane Papillomavirus (HPV)
- andere Erkrankungen, die eine geschwächte Immunabwehr zur Folge haben
Ursachen für das chronische Beckenschmerzsyndrom
Obwohl diese Form die häufigste ist, sind die genauen Ursachen bislang nicht bekannt. Man nennt die chronische abakterielle Prostataentzündung auch deshalb mittlerweile chronisches Beckenschmerzsyndrom, weil unklar ist, ob die Beschwerden tatsächlich (ausschließlich) von der Prostata ausgehen. Verschiedene Auslöser werden diskutiert, darunter:
- Blasenentleerungsstörungen
- Verengungen in der Prostata und der ableitenden Harnwege, zum Beispiel durch Blasensteine oder Tumore
- Autoimmunkrankheiten
- Erreger, für die es bislang keine Nachweismethoden gibt
- interstitielle Zystitis (eine chronische, nicht-entzündliche Blasenentzündung)
- Funktionsstörungen und Verspannungen der Beckenbodenmuskulatur
- psychische Einflüsse und Stress
Vermutlich müssen mehrere Faktoren zusammenkommen, um ein chronisches Schmerzsyndrom im kleinen Becken zu entwickeln.
Wie wird die Diagnose einer Prostatitis gestellt?
Bei Beschwerden an der Prostata kann die hausärztliche Praxis die erste Anlaufstelle sein. Wenn nötig, erfolgt eine Überweisung zum*zur Urologen*Urologin. Oft wird die Verdachtsdiagnose bereits anhand der geschilderten Symptome gestellt. Eine Tastuntersuchung über den Enddarm sowie Untersuchungen von Urin und Prostatasekret gehören immer zu den diagnostischen Methoden beim Verdacht auf eine Prostatitis.
Bei der Tastuntersuchung fühlt sich die Prostata geschwollen und vergrößert an und ist – besonders bei der akuten Infektion – sehr schmerzempfindlich, wenn man mit dem Finger etwas Druck auf sie ausübt.
Bei der Urinuntersuchung kann festgestellt werden, ob es sich um eine bakterielle Entzündung handelt oder sonstige Entzündungsparameter vorhanden sind. Außerdem muss die Prostatitis von einer Blasenentzündung abgegrenzt werden. Dazu wird durch eine Prostatamassage mit dem Finger über den Enddarm Prostatasekret gewonnen und ebenfalls im Labor untersucht.
Finden sich nur im Urin Bakterien, kann auch ein Harnwegsinfekt ursächlich sein. Bei Bakterien im Prostatasekret und entsprechenden Symptomen kann die Diagnose bakterielle Prostataentzündung gestellt werden.
Sind keine Bakterien vorhanden, aber die betroffene Person hat dennoch Schmerzen und Beschwerden, liegt die Diagnose chronisches Beckenschmerzsyndrom nahe. Dazu müssen die Beschwerden jedoch seit mindestens drei Monaten bestehen.
Die asymptomatische, entzündliche Form wird meistens nur zufällig diagnostiziert, zum Beispiel im Rahmen einer Allgemein- oder Vorsorgeuntersuchung.
Darüber hinaus gibt es weitere diagnostische Möglichkeiten, die bei unklaren Befunden oder zum Ausschluss schwerwiegender Erkrankungen wie Prostatakrebs zum Einsatz kommen können. Dazu gehören ein Harnröhrenabstrich, die Suche nach Entzündungszeichen und Keimen im Blut, eine Ultraschalluntersuchung und eine Röntgenuntersuchung mittels Kontrastmittel (Urografie). Beim chronischen Schmerzsyndrom des Beckens werden außerdem Funktionsmessungen der Harnblase und ihrer Schließmuskeln durchgeführt (Urodynamik).
Behandlung: Was tun bei Prostataentzündung?
Bei der akuten bakteriellen Prostatitis steht die Behandlung mit Antibiotika im Zentrum. Diese werden in schweren Fällen im Krankenhaus über einen Tropf verabreicht, meistens ist die Einnahme von Tabletten jedoch ausreichend. Die Antibiotika-Therapie bei akuter Prostataentzündung dauert zwei bis vier Wochen. Ihr*Ihre Arzt*Ärztin entscheidet im Einzelfall, welcher antibiotische Wirkstoff am besten geeignet ist. Darüber hinaus ist Bettruhe bei Fieber und allgemeinem Krankheitsgefühl empfohlen.
Auch bei chronischen bakteriellen Infektionen werden Antibiotika verabreicht. Die Einnahme muss dann in der Regel in niedriger Dosierung über einen Zeitraum von mindestens sechs Wochen bis zu sechs Monaten erfolgen.
Schmerzmittel und krampflösende Substanzen (sogenannte Spasmolytika, zum Beispiel mit dem Wirkstoff Trospiumchlorid) können während der akuten Phase vorübergehend eingenommen werden, um die Symptome zu lindern. Kommt es zum Harnverhalt, also der Unfähigkeit, die Blase zu entleeren, muss vorübergehend ein Blasenkatheter gelegt werden. Ein Abszess muss chirurgisch gespalten werden.
Bei der asymptomatischen Form wurde lange diskutiert, ob und wie diese behandelt werden sollte. Inzwischen lautet die Empfehlung, dass eine Therapie nicht unbedingt erforderlich ist. Ist jedoch eine größere Anzahl an Bakterien vorhanden, sollte auch die asymptomatische Prostatitis mit einem Antibiotikum behandelt werden.
Was hilft bei chronischer Prostataentzündung?
Die Therapie des chronischen Beckenschmerzsyndroms ist aufgrund der nicht vorhandenen Entzündung und den unklaren Auslösern schwieriger und die Beschwerden halten sich oft hartnäckig. Welche Therapie infrage kommt und wirkt, ist von Person zu Person unterschiedlich und hängt auch davon ab, welche Symptome am stärksten ausgeprägt sind.
Es sollten verschiedene Behandlungsmöglichkeiten ausprobiert und miteinander kombiniert werden, um den Betroffenen bestmöglich zu helfen. Die Therapie sollte mindestens über ein halbes Jahr erfolgen.
Diese Medikamente gibt es:
- Alpha-Rezeptorenblocker entspannen die Blasenmuskulatur und helfen bei Beschwerden beim Wasserlassen.
- Injektionen mit Botulinumtoxin A (Botox®) dienen zur Schmerzreduktion.
- Kortison wird zur Entzündungshemmung angewendet.
- Nicht steroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen wirken schmerzlindernd und entzündungshemmend.
- Anticholinergika helfen gegen häufigen Harndrang.
Neben einer medikamentösen Therapie wird eine psychosoziale Betreuung empfohlen, da die Erkrankung für Betroffene eine erhebliche psychische Belastung darstellt.
Pflanzliche Medikamente (sogenannte Phytotherapeutika) sind in ihrer Wirksamkeit noch nicht eindeutig belegt. Es gibt jedoch erste Untersuchungen, die auf eine leichte Besserung der Beschwerden hindeuten. Zu den untersuchten Wirkstoffen gehören Pollenextrakt, Cranberries sowie Ringelblume in Kombination mit Kurkuma. Ebenso gibt es Hinweise auf eine positive Wirkung von Akupunktur und traditioneller chinesischer Medizin (TCM). Für eine Wirkung einer Prostatamassage bei Prostatitis gibt es keine gesicherten Belege.
Wenn auch über einen längeren Zeitraum keine Therapie die gewünschte Linderung bringt, muss eine operative Entfernung der Prostata erwogen werden. Dies stellt jedoch die letzte Option dar und ist nur sehr selten notwendig.
Prostatitis: Hausmittel und Tipps
Eine Prostataentzündung sollte grundsätzlich ärztlich behandelt werden. Das gilt insbesondere für akute, bakterielle Infektionen, bei denen die Einnahme von Antibiotika notwendig ist. Darüber hinaus können Sie einige allgemeine Maßnahmen ergreifen, um einer Prostatitis vorzubeugen und die Beschwerden zu lindern.
Diese Tipps und Hausmittel sind bei Prostataentzündung hilfreich:
- Wichtig ist die regelmäßige Blasenentleerung, um Keime auszuspülen, und die regelmäßige Stuhlentleerung, um das Risiko für ein Wandern der Darmbakterien und den Druck auf die Prostata zu vermindern.
- Unterkühlung sollte vermieden werden. Tragen Sie bei niedrigen Temperaturen warme Unterwäsche und wechseln Sie nach dem Schwimmen immer so schnell wie möglich die nasse Badehose.
- Wärme fördert die Durchblutung: Empfehlenswert sind regelmäßige warme Sitzbäder.
- Bei allen chronischen Formen ist weder körperliche Schonung noch sexuelle Enthaltsamkeit nötig. Im Gegenteil: Die regelmäßige Ejakulation spült Keime nach außen, leichtes Joggen fördert die Entspannung der Beckenbodenmuskulatur. Eine bakterielle Prostatitis ist jedoch ansteckend, da mit dem Ejakulat auch Bakterien ausgespült werden. Zudem können auch Erreger von Geschlechtskrankheiten hinter den Beschwerden stecken. Bei einer akuten Entzündung sollten Männer daher im Idealfall auf Geschlechtsverkehr verzichten.
- Das regelmäßige Trinken von Nieren- und Blasentee wirkt entzündungshemmend, antibakteriell und krampflösend. Harnwegsinfekte sollten frühzeitig ärztlich behandelt werden, um einer Keimverschleppung vorzubeugen.
- Muskelentspannungsübungen und autogenes Training lindern bei manchen Betroffenen die Beschwerden und fördern das psychische Wohlbefinden.
Dauer einer Prostataentzündung
Die Dauer und der Verlauf einer Prostataentzündung variieren je nachdem, um welche Form es sich handelt. Die akute Form kann nach wenigen Wochen komplett geheilt sein. Auch eine chronische Prostatitis kann geheilt werden. Jedoch dauert es in diesen Fällen länger. Chronische Formen dauern zumeist mindestens sechs Monate, es sind jedoch auch Jahre möglich. Typischerweise verläuft die chronische Prostatitis dann in Schüben, das heißt, die Symptome sind nicht immer gleich stark und es können sich auch beschwerdefreie Phasen mit Krankheitsphasen abwechseln.