Isotretinoin-Nebenwirkung auf die Haut
© istockphoto, privilege2010

Isotretinoin: Gravierende Nebenwirkungen

Von: Kathrin Mehner (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 01.09.2020

Isotretinoin ist ein Wirkstoff, der zur Behandlung von Akne eingesetzt wird. Allerdings ist er nur für die Therapie von schwerer Akne zugelassen. Dies liegt daran, dass der Wirkstoff erhebliche Nebenwirkungen haben kann. Dazu zählen unter anderem Hautausschlag sowie Entzündungen an Haut, Auge und Mund. Da es durch die Einnahme zu Missbildungen am Fötus kommen kann, ist eine Einnahme während der Schwangerschaft nicht erlaubt. Erfahren Sie hier mehr zu Wirkung, Nebenwirkungen und Dosierung von Isotretinoin.

Wirkung von Isotretinoin

Isotretinoin gehört zur Gruppe der Aknemittel – genauer gesagt zu den Retinoiden. Dabei handelt es sich um Substanzen, die verwandt mit Vitamin A (Retinol) sind. Durch die Anwendung des Mittels werden die Talgdrüsen kleiner und es wird weniger Talg produziert. Zudem wirkt Isotretinoin entzündungshemmend und normalisiert das Wachstum von (Schleimhaut-)Zellen. Dadurch kann Akne wirksam gelindert werden.

Der Wirkstoff kann sowohl topisch als auch systemisch angewendet werden. Bei einer topischen Anwendung wirkt das Mittel nur lokal an der erkrankten Stelle. Bei einer systemischen Therapie wird der Wirkstoff in Form von Tabletten eingenommen und entfaltet seine Wirkung somit im ganzen Körper.

Aufgrund seiner erheblichen Nebenwirkungen wird Isotretinoin in der Regel nur bei schweren Krankheitsverläufen eingesetzt. Zudem wird der Wirkstoff meist nur verwendet, wenn zuvor eine andere Behandlung – beispielsweise eine lokale Akne- oder eine Antibiotika-Therapie – nicht angeschlagen hat.

Nebenwirkungen von Isotretinoin

Ob und wenn ja welche Nebenwirkungen bei einer Behandlung mit Isotretinoin auftreten, hängt stark davon ab, wie der Wirkstoff angewendet wird. Bei einer lokalen Anwendung treten meist weniger Nebenwirkungen auf, als wenn der Wirkstoff sich im ganzen Körper verteilen kann. Gerade in diesem Fall zeigt der Wirkstoff eine Reihe von Nebenwirkungen.

Sehr häufig treten während der Anwendung Nebenwirkungen an der Haut auf: Dazu gehören Entzündungen, Hautschuppung, Hautausschlag, erhöhte Hautverletzlichkeit und Juckreiz. Die Haut wird trockener und es kann zu Schleimhautentzündungen und Nasenbluten kommen. Zudem reagiert die Haut empfindlicher auf die Sonne. Dies sollte vor allem im Sommer beachtet werden.

Daneben treten während der Behandlung auch die folgenden Nebenwirkungen sehr häufig auf: Abnahme der Zahl der roten Blutkörperchen (etwas seltener auch der weißen Blutkörperchen), Veränderung der Zahl der Blutplättchen, trockene Schleimhäute und Entzündungen im Bereich der Augen und des Mundes, Rückenschmerzen, Muskel- und Gelenkschmerzen und Erhöhung der Blutfettwerte. Ebenso kann es zu Kopfschmerzen, Haarausfall und einem Anstieg des Blutzuckerspiegels kommen.

Auswirkungen auf die Psyche

Vermutlich hat Isotretinoin auch Auswirkungen auf die Psyche einiger Patienten. In seltenen Fällen wurden Nebenwirkungen wie Stimmungsschwankungen, Angst und eine gesteigerte Aggressivität beobachtet. Zudem kann eine Depression auftreten beziehungsweise eine bereits bestehende Depression verschlimmert werden.

Sehr selten kann es bei den behandelten Patienten auch zu Selbstmordgedanken und im schlimmsten Fall auch zu Selbstmordversuchen kommen. Deswegen sollten Patienten neben dem behandelnden Arzt auch von Angehörigen oder Freunden engmaschig überwacht werden. Dies ist gerade zu Beginn der Behandlung wichtig.

Eine ausführliche Liste aller Nebenwirkungen entnehmen Sie bitte dem Beipackzettel Ihres Medikamentes.

Dosierung von Isotretinoin

Isotretinoin ist ein verschreibungspflichtiges Medikament, das nur mit einem ärztlichen Rezept in der Apotheke gekauft werden kann. Das Aknemittel nicht rezeptfrei erhältlich. Grundsätzlich steht der Wirkstoff zur lokalen Anwendung in Form von Salbe, Cremes oder Gels zur Verfügung. Für die innere Anwendung gibt es Tabletten. Diese enthalten in der Regel 10 oder 20 Milligramm des Wirkstoffes.

Isotretinoin-Tabletten sollten ein- oder zweimal täglich mit etwas Flüssigkeit zu den Mahlzeiten eingenommen werden. Je nach Dosis erfolgt eine Behandlung in der Regel über 16 bis 24 Wochen. Zu Beginn der Therapie sollten Erwachsene und Kinder über 12 Jahre 0,5 Milligramm Isotretinoin pro Kilogramm Körpergewicht bekommen. Später kann die Dosis je nach Bedarf auf bis zu 1 Milligramm angehoben werden. Bei einer eingeschränkten Nierenfunktion muss die Dosis entsprechend niedriger ausfallen.

Überdosierung des Aknemittels

Wenn Sie eine zu hohe Dosis Isotretinoin eingenommen haben, setzen Sie sich bitte umgehend mit Ihrem behandelnden Arzt in Verbindung oder suchen Sie das nächstgelegene Krankenhaus auf. Haben Sie dagegen eine Dosis vergessen, holen Sie diese so bald wie möglich nach. Verzichten Sie allerdings auf die Einnahme, wenn es bereits Zeit für die nächste Dosis ist. Nehmen Sie also keine doppelten Dosen ein!

Ohne triftigen Grund dürfen Sie die Behandlung mit Isotretinoin nicht unterbrechen oder beenden, ohne mit Ihrem Arzt Rücksprache gehalten zu haben. Eine Ausnahme stellt die Möglichkeit einer Schwangerschaft dar. In diesem Fall dürfen Sie den Wirkstoff keinesfalls weiter anwenden. Zudem sollten Sie die Einnahme auch unverzüglich beenden, wenn bei Ihnen eines der folgenden Symptome auftritt:

  • Übelkeit und Erbrechen gepaart mit Oberbauchschmerzen
  • Übelkeit und Erbrechen gepaart mit Kopfschmerzen und/oder Sehstörungen
  • Starke Bauchschmerzen sowie blutiger Durchfall

Auch bei einer allergischen Reaktion muss die Einnahme sofort beendet werden. Diese kann sich durch Hautausschläge, Juckreiz, Atemprobleme, Schwellungen oder Kreislaufstörungen äußern.

Gegenanzeigen

Produkte mit Isotretinoin dürfen nicht angewendet werden, wenn eine Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff vorliegt. Daneben ist der Wirkstoff auch bei folgenden Erkrankungen kontraindiziert:

  • Erhöhte Blutfettwerte
  • Eingeschränkte Leberfunktion
  • Erhöhte Vitamin-A-Konzentration im Körper

Zudem darf der Wirkstoff bei bestimmten Sehstörungen, Depressionen, Nierenfunktionsstörungen, Diabetes, Übergewicht, einem erhöhten Hirndruck sowie chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen nur unter besonderer Vorsicht angewendet werden. Bei lokaler Anwendung auf der Haut dürfen keine Hautstellen behandelt werden, die von einem akuten Ekzem, einer perioralen Dermatitis oder Rosazea betroffen sind.

Schwangerschaft und Stillzeit

Während der Schwangerschaft und Stillzeit darf Isotretionin nicht angewendet werden. Frauen im gebärfähigen Alter müssen auf eine sichere Verhütung achten und vor Beginn der Behandlung einen Schwangerschaftstest durchführen. In der Regel werden auch während der Behandlung in regelmäßigen Abständen Schwangerschaftstests durchgeführt.

Die Empfängnisverhütung muss vier Wochen vor der Behandlung begonnen und bis vier Wochen nach der Behandlung durchgeführt werden. Beenden Sie die Behandlung sofort, wenn die Möglichkeit besteht, dass Sie schwanger sind. Ansonsten kann es zu schweren Fehlbildungen am ungeborenen Kind oder einer Fehlgeburt kommen.

Aufgrund der gefährlichen Nebenwirkungen dürfen Frauen im gebärfähigen Alter nur Rezepte erhalten, die von der verschriebenen Menge her für 30 Tage reichen. Das Rezept muss zudem bis sieben Tage nach der Ausstellung eingelöst werden – ansonsten verfällt es.

Wechselwirkungen

Nehmen Sie neben Isotretinoin noch weitere Medikamente ein, kann es möglicherweise zu Wechselwirkungen kommen. Informieren Sie deswegen unbedingt Ihren Arzt über Medikamente, die Sie regelmäßig verwenden. Während der Behandlung mit dem Aknemittel dürfen keine Antibiotika, die auf –cyclin enden, eingenommen werden. Ebenso dürfen dem Körper keine Vitamin-A-Präparate zugeführt werden.